Die Rache für Wembley

Ja, der Ball war hinter der Linie. Aber dafür, dass das uruguayische Schiedsrichtergespann den Treffer nicht anerkannt hat, kann die deutsche Nationalelf nun wirklich nichts. Es wäre müßig, darüber zu diskutieren, was denn passiert wäre, wenn der reguläre Treffer zum 2:2 gezählt hätte. Fehlentscheidungen gab es und gibt es zur Genüge auf dem Fußballplatz. Mal erwischt es die einen, mal erwischt es die anderen. 1966 waren es die Three Lions aus England, die von einer katastrophal falschen Schiedsrichterentscheidung profitierten, 2010 die Deutschen. Nun ist das Konto der beiden Fußball-Rivalen ausgeglichen. Das „Bloemfontein-Tor“ und das legendäre „Wembley-Tor“, beide werden in der nahen und fernen Zukunft in einem Atemzug genannt werden.

Nicht nur wegen des nicht gegebenen „Bloemontein-Tores“ war das Achtelfinale der Fußball-WM 2010 in Südafrika zwischen den Erzrivalen Deutschland und England ein Spiel, das so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird, sondern auch wegen der Spannung und Intensität, die die Fußballfans rund um den Globus am gestrigen Abend begeisterten. Die aktivere Rolle spielte dabei die junge, talentierte DFB-Elf, die mit wunderbaren Spielzügen wunderbare Tore erzielen konnte. Die Abwehr der englischen Nationalmannschaft hatte in den ersten 30 Minuten kein Konzept gegen das munter drauf los stürmende Team von Trainer Jogi Löw. Das zwischenzeitliche 2:0 der Deutschen ging absolut in Ordnung.

Dass die englische Auswahl ebenfalls guten, zielstrebigen Fußball auf den Rasen zaubern kann, zeigte die Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit. Innenverteidiger Upson verkürzte per Kopf zum 1:2 aus Sicht der Three Lions, nur wenige Minuten später fiel der Ausgleich durch Frank Lampard. Alle im Stadion sahen, dass Lampards gefühlvoller Heber zunächst am Querbalken und schließlich deutlich hinter der Linie landete, nur die zwei wichtigsten Gestalten nicht: Schiedsrichter Jorge Larrionda und dessen Assistent. Sie ließen weiterspielen, was eine genauso absurde wie katastrophale Fehlentscheidung war.

Ein Fußballspiel auf eine einzige Szene zu reduzieren wäre aber viel zu einfach und undifferenziert. Tatsache ist, dass die deutsche Elf einen attraktiveren Fußball gespielt hat als die englische. Während bei den Three Lions häufig große Lücken zwischen Mittelfeld und Abwehr klafften und die beiden Stürmer Wayne Rooney und Jermain Defoe nicht selten in der Luft hingen, traten die Nationalspieler mit dem Bundesadler auf der Brust wie eine geschlossene Mannschaft auf: mit sehr viel Herz, Teamgeist und Leidenschaft. Allen vier Toren gingen wunderschöne Kombinationen und Ballstafetten voraus. Das, was die deutschen Spieler zeigten, war Fußball aus einem Guss.

Verdient war der 4:1-Sieg gegen England demnach allemal. Den Engländern fehlten jene spielerischen Mittel, die die Deutschen auf sehr eindrucksvolle und überzeugende Weise an den Tag legten. Der Klassiker zwischen Deutschland und England war dramatisch, spannend und, in Ansehung des „Bloemfontein-Tores“, auch ein wenig skandalös. Mit dem 4:1-Erfolg über die Three Lions rächten sich die Deutschen für Wembley. Es gibt Geschichten, die nur der Fußball schreiben kann!

2 Gedanken zu „Die Rache für Wembley

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