Am Ende herrschte Niedergeschlagenheit

Der VfB Stuttgart hat am gestrigen Champions-League-Abend leichtfertig eine 1:0-Führung und damit den sicher geglaubten Sieg über den schottischen Verein Glasgow Rangers hergegeben. In der ersten Halbzeit agierten die Schwaben auf höchstem Niveau und spielten sich einige gute Tormöglichkeiten heraus. Warum die Stuttgarter in der zweiten Hälfte einfach aufgehört haben, Fußball zu spielen, wird wohl immer ihr Geheimnis bleiben. Hitzlsperger, Khedira, Hleb und Co. verloren sich in der Passivität und ließen ihre Gegner so zur Entfaltung kommen. Am Ende konnte der VfB Stuttgart sogar froh sein, dass er keine Niederlage einstecken musste.

Es ist ein klassisches Motiv im Fußball: Die eine Mannschaft liegt nach einer sehr überzeugenden Vorstellung in der ersten Hälfte mit 1:0 vorne und möchte im zweiten Durchgang den knappen Vorsprung über die Ziellinie retten. Sie beginnt, das Spielgeschehen zu kontrollieren und zu verwalten, anstatt einfach an der guten Leistung aus den ersten 45 Minuten anzuknüpfen. Die andere Mannschaft gelangt durch die eingekehrte Passivität des Führenden zu mehr Ballbesitz und logischerweise auch zu mehr Torchancen. Eine von diesen murmelt sie dann irgendwie ins Tor, und am Ende heißt es 1:1.

Genau dieser Spielverlauf ereignete sich gestern im Champions-League-Gruppenspiel zwischen dem VfB Stuttgart und den Glasgow Rangers. Pavel Pogrebnyak hatte in der 18. Minute nach einer klasse Vorarbeit durch Cacao den 1:0-Führungstreffer erzielt. Insgesamt spielte die Truppe von Markus Babbel in der ersten Hälfte einen sehr guten Fußball, viel Bewegung und Laufbereitschaft prägten das Spiel der Schwaben.

Der schottische Rekordmeister Glasgow Rangers igelte sich regelrecht in der eigenen Hälfte ein. Walter Smith, der Trainer von Glasgow Rangers, ließ auch nach dem 1:0 mit seinem sehr defensiven (destruktiven) 4-5-1-System weiterspielen. Dennoch kam der VfB Stuttgart vor der Pause noch zu aussichtsreichen Tormöglichkeiten. Cacao vergab die größte davon in der 38. Spielminute, Hleb hatte ihn mit einem gefühlvollen Pass in den Lauf freigespielt.

Was die Schwaben allerdings in der zweiten Halbzeit boten, war unerklärlich. Sie hörten einfach auf, das zu beherzigen, was sie in der ersten Hälfte beherzigt hatten. Leidenschaft und Einsatz fehlten auf einmal, hinzu kam, dass die Rangers nun resoluter in die Zweikämpfe gingen und mehr Torgefährlichkeit ausstrahlten. Die logische Folge war der Ausgleichstreffer in der 77. Minute. Madjid Bougherra tauchte mutterseelenalleine vor VfB-Keeper Lehmann auf und drosch den Ball per Aufsetzer in die Maschen.

Das runde Leder ging zwar ins Torwarteck, aber mit einer derart hohen Geschwindigkeit, dass Jens Lehmann wohl chancenlos blieb. So musste sich der VfB Stuttgart am Ende nur mit einem 1:1-Unentschieden begnügen. Es herrschte Niedergeschlagenheit, hatten die Stuttgarter doch sicher geglaubte drei Punkte leichtfertig verspielt. Im Grunde genommen konnte das Team um Kapitän Hitzlsperger sogar froh sein, dass es noch den einen Punkt erhielt. Ein strammer Schuss aus der zweiten Reihe landete kurz vor dem Abpfiff am Pfosten, Lehmann hätte keine Abwehrchance gehabt.

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