Kämpfen, beißen, Gras fressen

Im Auftaktspiel des 16. Spieltages der Fußball Bundesliga kam der Spitzenreiter Bayer Leverkusen beim Tabellenletzten Hertha BSC Berlin nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus. Die Partie war äußerst turbulent, besonders für die leidgeprüften Anhänger der „Alten Dame“ war das Bundesliga-Spiel ein Wechselbad der Gefühle. Dabei hatte die Begegnung der zwei vermeintlich ungleichen Gegner für den stark abstiegsgefährdeten Berliner Verein so gut angefangen: In der 8. Minute passte Cicero mustergültig auf den startenden Ramos. Reinartz hob das Abseits auf und der kolumbianische Stürmer schob das runde Leder überlegt an dem herausstürmenden Adler vorbei. 1:0. Die Ostkurve des Berliner Olympiastadions jubelte, mittendrin: Hertha-Kapitän Arne Friedrich.

Bayer Leverkusen enttäuscht in der ersten Halbzeit

Während Hertha BSC Berlin mit Leidenschaft und Kampfgeist aus der Kabine gekommen war, fand der Tabellenführer Bayer Leverkusen in der ersten Halbzeit nicht so recht ins Spiel. Probleme hatte die Werkself vor allem mit der taktischen Disziplin der Berliner. Klug machte die Truppe von Friedhelm Funkel die Räume zu und attackierte die ballführenden Bayer-Spieler mit hoher Aggressivität. Eine echte Torchance sprang deshalb für das bisher sehr erfolgreiche Sturmduo Derdiyok und Kießling in den ersten 45 Minuten nicht heraus. Wer den Anspruch erhebt, Meister werden zu wollen, sollte jedoch hin und wieder mal gefährlich vor dem gegnerischen Tor auftauchen.

Hertha-Fans fordern unerbittlichen Kampf

Dass die Werkself in Durchgang 1 nichts von dem Angriffsfußball vergangener Spieltage zeigen konnte, belegte, dass die Spieler von Hertha BSC Berlin die Forderung ihrer Fans nach unerbittlichem Kampf unbedingt nachkommen wollten. Auf einem weißen Transparent der Hertha-Anhänger stand mit großen blauen Lettern: „Kämpfen, beißen, Gras fressen. Für die Hertha. Für Berlin.“ Die Herthaner rackerten und kämpften, um ihre Fans nicht zu enttäuschen. Am Ende der Partie allerdings reichte das viele Rackern und Kämpfen nur für einen Punkt. In der zweiten Hälfte nämlich kam Bayer Leverkusen allmählich in Schwung.

Eine turbulante Schlussphase sorgt für ein Wechselbad der Gefühle

Nur kurz nach der Halbzeitpause läutete ein schöner Volley-Schuss von Stefan Kießling, den Drobny mit Mühe gerade noch über die Querlatte lenken konnte, das Aufbäumen des Spitzenreiters Bayer Leverkusen ein. Jupp Heynckes hatte den Bundesliga-Debütanten Burak Kaplan für den angeschlagenen Schwaab gebracht und das Vierermittelfeld mit zwei Sechsern auf Raute umgestellt. Toni Kroos nahm die zentrale Rolle ein und versuchte so, dem Spiel eine Linie zu geben. Völlig gelungen ist das dem jungen Spieler nicht. Das Tor zum 1:1 gelang ihm in der 76. Spielminute dennoch. Eine Ecke köpfte der Berliner Gojko Kacar direkt zu Kroos. Der fackelte nicht lange und zog ab. Den verdeckten Schuss konnte Drobny nur ins eigene Netz abwehren.

Babak Rafati stellt Gojko Kacar vom Platz

Es kam aber noch dicker für die Hertha. In der 77. Minute verwies Schiedsrichter Babak Rafati den Unglücksraben Kacar des Feldes. Irrtümlicherweise hatte der Referee eine faire Balleroberung des Herthaners als Foul gewertet. Kacar regte sich darüber auf, indem er das Spielgerät wütend auf den Boden warf. Babak Rafati zückte Gelb, die zweite für Kacar, der damit den Platz mit der gelb-roten Karte verlassen musste. Aus meiner Sicht war diese Entscheidung viel zu hart. Eine deutliche Ermahnung hätte es in dieser Situation auch getan.

Burak Kaplan bringt Bayer Leverkusen in Führung

Damit aber nicht genug. In der 90. Minuten gelang dem eingewechselten Bundesliga-Debütanten Burak Kaplan das 2:1 für Bayer Leverkusen. Aus knapp zehn Metern schoss der türkische U-19-Nationalspieler Piszczek an, der den Ball unhaltbar ins Gehäuse von Drobny abfälschte. Die Kacke war sprichwörtlich am Dampfen, in einem Schockzustand befanden sich die desillusionierten Hertha-Anhänger. Dass noch jemand die Fans aus ihrem mitleidserregenden Zustand erlösen könnte, dachte zu diesem Zeitpunkt wohl keiner mehr. Doch Ramos nickte in der letzten Sekunde eine scharfe Ecke ins Tor und sorgte mit seinem sehenswerter Treffer für ein gerechtes 2:2-Unentschieden.

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