Michael Ballack – der Unvollendete

Michael Ballacks Zeit als Spieler der Deutschen Nationalmannschaft ist vorbei. Das ist die wichtigste Fußball-Meldung dieser Woche. Ob sie die deutsche Fußballgemeinde erschüttert hat? Eher nicht, hatten ja bereits viele Kenner der Szene vorhergesagt, dass der Kapitän das Schiff bald verlassen müsse. Nun ist es amtlich: Bundestrainer Jogi Löw hat Michael Ballack ausgemustert. Und Michael Ballack steht da, wie er so oft in seiner Karriere als Fußballspieler da stand: als Unvollendeter.

98 Nationalspiele
98 Länderspiele hat Michael Ballack für die Deutsche Nationalelf bestritten. Eine Zahl, die die gesamte Laufbahn der damaligen Nummer 13 widerzuspiegeln scheint. Die 100 hat der Mittelfeldspieler Michael Ballack nicht mehr voll machen können; und selbst wenn es noch ein Abschiedsspiel für ihn geben sollte, wird er die 100 Nationalspiele nicht mehr erreichen können. Deswegen verzichtet Michael Ballack wohl auch auf ein Abschiedsspiel, welches dem langjährigen Kapitän mit dem Bundesadler auf der Brust sicher zustehen würde.

Eine Kämpfer vor dem Herrn
Michael Ballack war ein guter Nationalspieler, einer der besten. Er war ein Kämpfer vor dem Herrn, einer der Signale setzen konnte. Michael Ballack war auch einer, der mit seiner aggressiven Spielweise das Ruder herumreißen konnte. Einer, der geradeheraus war und das nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch in unzählig vielen Interviews zeigte. Michael Ballack war ein Leader. Gewonnen hat er mit der Nationalmannschaft: nichts.

Der weinende Ballack
Auch als Vereinsspieler hat Michael Ballack nicht besonders viel Glück gehabt. Zwar holte er mit dem FC Bayern München einige Meistertitel, mit Leverkusen und dem FC Chelsea musste er aber oft – kurz vor dem großen Erfolg – mit ansehen, wie nur die anderen jubeln durften. Mit Leverkusen verlor er im Finale der Champions League gegen Real Madrid. Mit dem FC Chelsea gegen Manchester United. In beiden Spielen gab Michael Ballack eine überzeugende Figur ab. Der Finalsieg war ihm dennoch nicht vergönnt. Die anderen durften feiern, und dem großen Spieler Michael Ballack blieb dann nur noch eines zu tun übrig: zu weinen.

Der glücklose Michael Ballack
Es gibt viele Bilder, die einen Michael Ballack mit Tränen in den Augen zeigen. Einen Michael Ballack, der wie ein Schlosshund weint. Einen Michael Ballack, der am Mittelkreis zusammensackt, weil er wieder einmal ein bedeutendes K.o.-Spiel verloren hat. Die Tränen gehören zu Michael Ballack, wie die Nummer 13, die er in der Nationalelf auf dem Rücken trug. Es gibt so viele Spiele, die von dem großen Pech des talentierten Mittelfeldspielers zeugen. Wer erinnert sich beispielsweise nicht an das bewegende Halbfinale 2002 gegen Südkorea, als Michael Ballack ein taktisches Foul beging, um nicht in Rückstand zu geraten, Gelb bekam und durch diese nahezu heldenhafte Tat für das mögliche Finale gesperrt wurde? Doch Michael Ballack wäre nicht Michael Ballack gewesen, wenn er nicht quasi im Gegenzug das Herz in die Hand genommen und zum 1:0 – und damit zum Finaleinzug – eingenetzt hätte.

Michael Ballacks Fußballkarriere ist eine einzige Tragödie. Wenn man seine melodramatische fußballerische Laufbahn verfilmen würde, hätte man keine schlechten Chancen, zahlreiche Filmpreise abzustauben. Ein passender Titel zu einem derartigen Film wäre sicher sehr schnell gefunden. Ein möglicher Titel wäre zum Beispiel: Der Unvollendete.

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