Die alten Bayern?

Wie ist der 3:0-Auswärtserfolg des FC Bayern München über Hannover 96 einzuschätzen? Ist der deutliche Sieg des deutschen Rekordmeisters nur als kleines Geschenk an den neuen Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß zu deuten? Oder hat sich die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal nun endlich gefunden, um nach prozesstechnischer Verspätung die Operation „Zurück an die Tabellenspitze“ starten zu können? Ohne Franck Ribery und ohne Arjen Robben wussten die Bayern gegen Hannover 96 zu überzeugen. Ivica Olic machte ein saustarkes Spiel, Bastian Schweinsteiger führte auf der Sechser-Position exzellent Regie, die Abwehr stand nach einer wackligen Anfangsphase sicher und immer dann, wenn die Abwehr nicht so sicher stand, hielt Jörg Butt das, was auf seinen Kasten kam. Die Leistungssteigerung des bayerischen Traditionsvereins war nicht zu übersehen. Nun steht folgende Frage im Raum: Wird der FC Bayern zu alter Stärke zurückfinden?

Sonderlob für Ivica Olic

Louis van Gaal lobte die taktische Ordnung, das starke Mittelfeld und vor allem die kämpferische Leistung des erst kürzlich von einem Muskelfaserriss genesenen Ivica Olic. Grund zum Lob hatte der holländische Trainer nach dem erfolgreichen Spiel gegen Hannover 96 auch. Denn seine Mannschaft ließ über weite Strecken das aufblitzen, wozu sie fähig ist, wenn die Einstellung stimmt. Von Beginn an drängten die Roten auf den Sieg und Hannover 96 in die eigene Hälfte. Entlastungsangriffe gab es bei den Hannoveranern hin und wieder durch Stajner und Djakpa. Doch alle Torschüsse von Hannover 96 konnte Jörg Butt in Manier eines Weltklasse-Torhüters parieren.

Florian Fromlowitz chancenlos gegen bayerische Effizienz

Florian Fromlowitz war hingegen machtlos, als Thomas Müller in der 19. Minute eine schöne Hereingabe von Holger Badstuber ins Netz grätschte. Genauso machtlos war der Enke-Nachfolger in der 47. Minute, als Ivica Olic eine mustergültige Flanke von Pranjic mit dem Schädel über die Torlinie drückte. Ein drittes Mal hinter sich greifen musste Fromlowitz in der 90. Minute: der kaum in Erscheinung getretene Mario Gomez verwertete einen tödlichen Pass des eingewechselten Spielers Baumjohann zum 3:0-Endstand. Die einzige Torchance des Goalgetters landete im Gehäuse von Hannover 96. Das nennt man wohl Effizienz. Und überhaupt überzeugte der Rekordmeister durch eine herausragend gute Chancenauswertung: Aus sieben Einschussmöglichkeiten machte der FC Bayern München drei Treffer.

Sehnsucht nach der Heimat: Luca Toni will zurück in den Süden

Aber nicht alle Bayern-Spieler durften sich zu den Gewinnern des Abends zählen. Luca Toni musste nach seinen kritischen Äußerungen über den Trainer Louis van Gaal mit der Reservebank vorlieb nehmen. Dort oder auf der Tribüne wird der launische Stürmer wohl nun häufiger aufzufinden sein. Seine Wechselgelüste und sein Heimweh nach Italien lassen ein gutes Verhältnis zum Trainer nicht mehr zu. Die Beziehung zwischen Louis van Gaal und Luca Toni ist bereits so zerrüttet, dass der italienische Stürmer in der Halbzeitpause, anstatt sich warmzumachen, kaugummikauend in die Fernsehkameras grinst. Der FC Bayern München täte gut daran, den aufmuckenden Spieler in der Winterpause abzugeben.

Was wird aus Anatolij Tymoschtschuk?

Aber auch Anatolij Tymoschtschuk durfte sich zu den Verlierern zählen. Denn im nächsten Spiel wird der elf Millionen Euro teure Neuzugang wohl wieder nicht in der Startelf stehen. Das Mittelfeld des FC Bayern München war einfach zu gut, als dass Louis van Gaal im Bundesliga-Klassiker gegen Borussia Mönchengladbach allzu viel daran verändern könnte. Und außerdem: Arjen Robben und Franck Ribery werden bald wieder einsatzfähig sein. Spätestens dann wird der deutsche Rekordmeister wieder zu den Favoriten auf den Meisterschaftstitel zählen. Der FC Bayern München befindet sich also auf dem Weg zu alter Stärke. Werden die Roten auf halber Strecke Halt machen oder durchmarschieren?

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