Am Samstag steigt das mit Spannung erwartete Süd-Derby zwischen dem angeschlagenen VfB Stuttgart und dem aufstrebenden FC Bayern München. Mit nur acht mageren Punkten aus zehn Spielen befindet sich die Truppe von Markus Babbel im Niemandsland der Fußball Bundesliga, bei einer Heimpleite gegen den Rekordmeister, der am Mittwoch mit einem hochverdienten 4:0-Sieg die Frankfurter Eintracht in ihre Einzelteile zerlegt hat, droht gar eine unangenehme Platzierung in der Abstiegszone. Unangenehm war bereits das blamable Ausscheiden der Schwaben gegen den Zweitigisten Greuther Fürth im DFB-Pokal. Viele Fans dachten bereits, nun sei es vorbei mit Markus Babbel und dem VfB Stuttgart. Die Verantwortlichen des VfB sehen allerdings noch keinen Bedarf, sich auf die Suche nach einem neuen Trainer zu begeben.
Natürlich ist es nicht leicht, einem Trainer weiterhin sein Vertrauen zu schenken, der derart schlecht in die Saison 2009/2010 gestartet ist wie Markus Babbel. In der Champions League droht dem VfB Stuttgart das frühzeitige Ausscheiden, im DFB-Pokal ist der schwäbische Verein bereits ausgeschieden und die Bilanz in der Fußball Bundesliga ist ebenso alles andere als berauschend. Der VfB vertraut seinem Trainer trotzdem, und das ist aus meiner Sicht auch gut so! Denn Markus Babbel hat den VfB Stuttgart in der letzten Saison souverän in die Champions Leauge geführt und eine Mannschaft aufgebaut, die über ungeheures Potenzial verfügt.
Mag dieses Potenzial auch momentan nicht so sehr zum Vorschein kommen. Fest steht, dass der Verein aus dem Schwabenland zurzeit nicht unbedingt vom Glück verfolgt wird. So hat Tormann Jens Lehmann völlig Recht, wenn er sinngemäß äußert, dass eine übertriebene Trainerdebatte unnötig sei, da man auf dem Spielfeld ja sehen könne, dass die Mannschaft kämpfe und sich nicht aufgebe bzw. die Arbeit verweigere. Außerdem dürfe man nicht vergessen, wie stark der VfB in der letzten Saison unter Markus Babbel gespielt habe.
Ich fand es persönlich sehr ehrenwert von dem VfB-Keeper Jens Lehmann, dass er sich in einem unangenehmen Interview kurz nach der desaströsen Pleite gegen Greuther Fürth im DfB-Pokal derart demonstrativ hinter seinen Coach gestellt hat. Andere, wie zum Beispiel Kapitän Thomas Hitzlsperger, wichen hingegen den Fragen zur Person Markus Babbel eher aus, schwätzten viel um den heißen Brei herum und sagten am Ende eigentlich nichts. Dieses fast schon duckmäuserische Verhalten lässt viel Spielraum für wilde Spekulationen. So könnte man beispielsweise auf den Gedanken kommen, dass der Kapitän nicht mehr so recht mit seinem Trainer kann. Eine ähnliche Vermutung kam ja bereits unmittelbar vor dem Rauswurf von Hertha-Trainer Lucien Favre auf. Favres Assistenz-Coach Harry Gämperle warf einigen Spielern vor, gezielt Politik gegen den eigenen Trainer zu machen. Einer dieser Denunzianten sei Hertha-Kapitän Arne Friedrich gewesen.
Sollte es Denunzianten beim VfB Stuttgart geben, sind diese momentan wohl noch in der Unterzahl. Im Grunde genommen spielen die Schwaben ja keinen schlechten Fußball, nur das Toreschießen will einfach nicht so recht klappen. Vielleicht klappt es ja diesmal im wichtigen Heimspiel gegen den FC Bayern München. Drei Punkte würden die Situation des Vereins und des Trainers erheblich verbessern. Diese müssen aber erst einmal eingefahren werden. Die letzten Heimspiele gegen den Rekordmeister konnte der VfB Stuttgart zwar meist für sich entscheiden, schwer wird es aber dennoch gegen wiedererstarkte Bayern, die am Samstag wohl erneut mit dem Sturmduo Klose und Toni auftreten werden.
Wird Markus Babbel also endlich die Wende schaffen? Oder wird der FC Bayern München, bei dem die Handschrift des Trainers Louis van Gaal immer deutlicher zu Tage tritt, die Hürde VfB Stuttgart locker und leicht nehmen? Die Stuttgarter haben die letzten fünf Pflichtspiele verloren, die Bayern gehen nach dem 4:0-Sieg gegen Frankfurt mit sehr breiter Brust ins Spielgeschehen. Von Statistiken und Zahlen sollte man aber nicht auf den Ausgang eines Spieles schließen: Die Wahrheit liegt auf dem Platz! Alles ist möglich, die Weichen sind gestellt für ein kampfbetontes und hitziges Derby, bei dem jeder gewinnen kann. Oder einer alles verlieren.