„Inter hat wie Inter gespielt!“ Diese Worte hat kurz nach dem sensationell guten Champions-League-Halbfinale zwischen dem italienischen Traditionsverein Inter Mailand und dem FC Barcelona der große Zampano José Mourinho von sich gegeben. Und mit diesem Bonmot hat der portugiesische Erfolgstrainer eigentlich alles gesagt, was es über dieses fantastische Spiel am Dienstagabend zu sagen gab. Denn Inter Mailand trat auf wie eine Mannschaft, die im Verbund die gegnerischen Offensivkräfte bearbeitet und die Räume so eng macht, dass selbst Topspieler wie Xavi oder Lionel Messi ihre nahezu überirdischen, fußballerischen Fähigkeiten kaum zur Geltung bringen können. Inter spielte wie eine waschechte italienische Mannschaft, die hinten dicht gestaffelt verteidigt und vorne auf den Fehler des Gegners wartet. Inter spielte wie Inter eben.
Dass Inter Mailand dahin gelangt ist, wieder wie Inter zu spielen, ist in allererster Linie dem selbstsicheren Taktikfuchs José Mourinho zu verdanken. Sein an Perfektion grenzendes 4-2-3-1-System, das zu dem ihm zur Verfügung stehenden Spielermaterial passt wie die Faust aufs Auge, hat dem italienischen Verein wieder das Gesicht gegeben, das es lange Zeit im internationalen Fußball nicht gehabt hatte. Auf dem Papier hieß es am gestrigen Abend zwar, dass Inter Mailand in einem 4-4-2-Rautensystem in das mit Spannung erwartete Spiel gehen würde. In der Realität entpuppte sich das offizielle 4-4-2 dann aber als das auf den wiedererstarkten Klub zugeschnittene 4-2-3-1.
Die Zöglinge von José Mourinho spielten mit Leidenschaft und gesunder Aggressivität gegen die Truppe von Josep Guardiola, die als beste Fußball-Mannschaft der Welt gilt. Sie doppelten, tripelten, ja quadrupelten gar den ballführenden gegnerischen Spieler, wenn es sein musste. Nur ein einziges Mal schienen die Inter-Akteure ihre Disziplin beim Verteidigen vergessen zu haben: In der 19. Spielminute, als Maxwell unbehelligt in den Sechzehner zog und mit einem No-Look-Pass das runde Leder mustergültig zu Pedro Rodriguez beförderte, der zur Führung für den FC Barcelona vollstreckte.
Aus dem 0:1 machte Inter Mailand am Ende jedoch einen verdienten 3:1-Sieg. Wesley Sneijder schoss in der 30. Minute den Ausgleich, der überragend spielende Brasilianer Maicon erzielte in der 48. gekonnt das 2:1 und der immer rackernde und kämpfende Diego Milito setzte mit seinem Kopfballtor in der 61. Minute den Schlusspunkt eines hervorragenden Fußballspektakels. Keiner dieser drei Torschützen war am gestrigen Abend allerdings der alleinige Star. Der Star war, wie es so schön heißt, die gesamte Mannschaft. Das gut funktionierende Kollektiv von Inter Mailand steckte nach dem 0:1-Schock nicht den Kopf in den Sand und vertraute auf seine fußballerische Qualität. Am Ende triumphierte der pragmatische Fußball über den ästhetischen.
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