Am Samstagabend sahen die Fans der Fußball Bundesliga einen Nord-Süd-Gipfel auf allerhöchstem taktischen Niveau. Louis van Gaal, der Trainer des FC Bayern München, und Bruno Labbadia, der Coach des an der Tabellenspitze stehenden Hamburger SV, spielten Rasenschach. Während der holländische Routinier mit einer schier undefinierbaren Anfangsformation zu Felde zog, begann Bruno Labbadia klassisch mit einem 4-4-2. Nachdem der Trainer des HSV mit einer raffinierten Rochade seinem Gegenüber Louis van Gaal einen Systemwechsel aufgezwungen hatte, konnte Bruno Labbadia die hochklassige Partie für sich entscheiden.
Die interessierten Beobachter der Fußball Bundesliga rätseln heute noch: Mit was für einer Anfangsformation zog Louis van Gaal in das Spitzenspiel gegen den Hamburger SV: War es ein 3-4-3, war es ein 3-3-3-1, war es ein 3-6-1 oder war es gar ein 3-3-4? In der Abwehr spielten in jedem Fall Badstuber, van Buyten und Breno. Die 6er-Position besetzte Tymoshchuk, sein linker Nebenmann war Schweinsteiger und sein rechter Nachbar Philipp Lahm. Vor Tymoshchuk war Thomas Müller positioniert. Auf den Flügeln flitzten Franck Ribery und Arjen Robben. Ivica Olic bekam den Vorzug vor Mario Gomez und besetzte die Mittelstürmerposition.
Bruno Labbadia setzte auf ein 4-4-2-System mit den beiden 6ern Jarolim und Ze Roberto. Im Sturm spielten Petric und überraschenderweise Elia. Aogo agierte im linken und Trochowski im rechten Mittelfeld. Die Viererkette bestand aus dem rechten Außenverteidiger Demel, den beiden Innenverteidigern Rozehnal und Mathijsen und dem linken Außenverteidiger Boateng, der eine äußerst überzeugende Partie machte.
Als es zur Pause nach spannenden 45 Minuten noch 0:0 stand und Demel aus Verletzungsgründen ausgetauscht werden musste, hatte Bruno Labbadia einen Geistesblitz und ließ rouchieren. Er stellte den in der ersten Hälfte souverän gegen Arjen Robben verteidigenden Boateng in die durch die Verletzung von Demel freigewordene rechte Außenverteidigung, zog den Mittelfeldspieler Aogo in die linke Außenverteidigung zurück, sowie den Stürmer Elia ins linke Mittelfeld und wechselte den Angreifer Marcus Berg ein.
Dieser geniale Schachzug hatte einen Systemwechsel der Bayern zur Folge. Louis van Gaal stellte nämlich seinerseits von seinem ursprünglichen System auf ein 4-3-3 um. Dabei zog er Philipp Lahm zurück in die linke Außenverteidigung und den offensiven Müller beorderte er ins rechte Mittelfeld. Hatte Louis van Gaal mit dieser Änderung zu sehr auf die Rochade von Bruno Labbadia reagiert?
Der Hamburger SV gewann jedenfalls das Nord-Süd-Derby mit 1:0. Ze Roberto setzte sich in der 72. Minute gegen den für Olic ins Spiel gekommenen Mario Gomez durch und bediente Mladen Petric. Der in der zweiten Hälfte als linker Außenverteidiger agierende Philipp Lahm verlor Petric aus den Augen und ließ ihn den Ball ungestört in Butts Gehäuse schießen. Durch dieses Tor gewann Bruno Labbadia die Partie, Louis van Gaal machte eine nachdenkliche Miene zum taktischen Spiel.